Eine Träne in Gstaad
Am Wochenende vom Freitag 12. Juni 2009 bis Sonntag 14. Juni 2009, fand in Gstaad das lang ersehnte Bernisch Kantonale Jodlerfest 2009 statt. Der Bericht darüber heisst nicht etwa wegen Mühlematter Rüedu «Eine Träne in Gstaad», sondern aus einem ganz anderen Grund. Doch mehr dazu weiter unten nach den Fotos...
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Das Jodlerfest startete am Freitag noch ohne die Wasen-Jodler. Wir versammelten uns dann grösstenteils am Samstag um 09.00 Uhr im Rössli Wasen. Einige fuhren mit dem eigenen Auto oder dem Zug, doch der Grossteil stieg in Wasen zu unserem Chauffeur Urs Wüthrich in den weiss glänzenden Reisecar von Reist-Reisen ein.
Vorerst war die Stimmung getrübt, hatten wir doch erfahren, dass Hans-Ueli Schütz, der Onkel unseres Präsidenten Res Schütz und ein treuer und begeisterter Zuhörer der Wasen-Jodler, am Donnerstag Abend im Anschluss an den Besuch unserer Hauptprobe in Wasen verstorben war.
Nachdem wir uns etwas gefangen hatten, mussten wir uns trotz schweren Herzens auf das Jodlerfest in Gstaad konzentrieren. Bei Kaffee und Gipfeli genossen wir bei einem Halt in Einigen am Thunersee die wärmende Sonne und sangen den Wirtsleuten und Gästen ein Ständchen. Es sollte nicht das letzte Lied sein für heute. Bei der Einfahrt in Saanen eröffnete sich uns schlussendlich die Pracht des Festortes bei schönstem Wetter. Kaum aus dem Car ausgestiegen war sie da - die unverkennbare Oberländer-Atmosphäre.
Wir machten uns relativ schnell auf zu unserem Wettlokal, dem Kirchgemeindehaus in Gstaad. Einige gingen gar hinein. Zum Einen ist es immer gut, die Klangverhältnisse eines Wettlokals vorher etwas zu kennen um noch darauf reagieren zu können. Andererseits, waren unsere Freunde, die Rohrbach-Jodler um 13.06 Uhr an der Reihe. Als der letzte schöne Jutzer der Rohrbacher verklungen war, machten wir uns auf zum Ansinglokal. Dort sangen wir an, summten ein, tranken Tee, assen Äpfel und Speck und fieberten gespannt unserem Auftritt entgegen. Mit gemischten Gefühlen, aber nichts destotrotz motiviert bis in die Zehenspitzen, flanierten wir in Gedanken versunken zurück zum Kirchgemeindehaus. Das innerlich stets nervenaufreibende Warten wurde durch eine äussere, konzentrierte und andächtige Ruhe umhüllt. Plötzlich ging alles blitzschnell. Wir sangen ein letztes Mal im Schatten eines Baumes und bei einem lauen Lüftchen eine Strophe unseres Liedes «Herbstsynphonie» von Ueli Zahnd, bevor der Vortrag anstand. Wir kamen in den Warteraum, uns wurde unsere Ansagerin vorgestellt und schon warteten wir auf der Treppe um später auf die Bühne zu gelangen. Wartend lauschten wir durch die Türe den Duett-Vortrag von Erika Liechti und Thomas Barbey, die mit sanften Tönen Kampfrichter und Publikum ins Schwelgen versetzten. Nun durften wir auf die Bühne hinter den Vorhang. Es vergingen die letzten Sekunden vor unserem Vortrag, die immer länger zu werden schienen, bis endlich, exakt nach Plan um 14.58 Uhr, das erlösende Klingeln der hellen Kampfrichterglocke ertönte. Wir traten auf die Bühne und die unverkennbare Festamtosphäre imponierte all unseren Sinnen. Ein prall gefüllter Saal - erst applaudierend, dann mucksmäuschenstill, sitzend und stehend im Saal und auf der Galerie, schweisig stickige Luft, erwartungsvolle Gesichter, bekannte und unbekannte, das Kampfgericht - bereit für uns, Partitur und Stift gezückt. Es folgte die Ansage und dann der Ton vom Dirigenten. Wie in Trance begannen wir unser Lied zu singen, als gäbe es in diesem Moment nichts anderes auf der Welt. Gedanken an all die anweisenden Worte unseres Dirigenten gesellten sich zu der Routine, die wir uns in den vergangenen Wochen und Monaten erarbeitet hatten. Text und Melodie wurden abgespult, Dynamik und Ausdruck wurden erlebt, das Hintergrundbild auf der Bühne passte beispiellos zum besungenen Herbst. Eine unbeschreibliche Freude und zugleich eine anstrengende Tortur - das waren die drei bis vier Minuten, in denen wir all unser Können und unsere Gefühle in unsere Stimme legen und mit diesem einzigen Lied die Kampfrichter und das Publikum von uns überzeugen sollten. Und schon war der letzte Ton gesungen. Wir sangen bestimmt nicht jeden Ton gleich rein wie den anderen, aber jeden mit Herz und mit der Emotion dieses speziellen Augenblicks, was schlussendlich Ecken, Kanten und Höhepunkte des Liedes prägten. Der Applaus des Publikums überragte das fachverständige Treiben und Schreiben der Kampfrichter und setzte diesem Moment das Krönchen auf. Obgleich wir nicht beurteilen konnten, wie das jetzt geklungen hatte oder für welche Note es reichen würde, wir war glücklich, erleichtert und im Herzen zufrieden.
Auf dem Platz vor dem Lokal angekommen, sangen wir gelöst und befreit noch zwei Lieder, wie es Tradition war. Die Gelöstheit verlieh unseren Stimmen und Gesichtern einen Glanz, der diese Lieder eindrücklich erklingen liess.
Nach dem ersten dringend notwendigen Durstlöschen, suchten wir uns ein lauschiges Fleckchen in einer grünenden Gartenwirtschaft, tranken, assen, diskutierten, lachten und sangen. Die aufgestellte Serviertochter Denise hatte alle Hände voll zu tun. Spässe wusste sie von uns gleichsam zu nehmen wie unser Geld. Gemütlich war es allemal. Langsam brach die Nacht über Gstaad ein und wir verloren und fanden uns immer wieder. In jeder Ecke, jeder Nische wurde gesungen und gelacht. Der ganze Trubel sorgte für eine beschwingte Stimmung bis spät in die Nacht. Der eine oder andere fand etwas Schlaf, der eine mehr, der andere weniger und einige eben wie zu vermuten war gar keinen.
Früh morgens erwachte Gstaad wieder. Die Gassen füllten sich und es war verwunderlich, wie einige immer noch singen und jutzen konnten. Andere brachten keinen Pieps mehr aus dem Hals und konnten nur noch hauchend etwas zu trinken bestellen, gell Schütz Res ;). Kurz nach 11.00 Uhr war es dann soweit. Die ersten Ranglisten waren im Umlauf und die ansteckende Euphorie breitete sich in Gstaad wie ein Lauffeuer aus. Rohrbach und Wasen durften jubeln, hatten sie doch beide die Note 1 «sehr gut» für ihren Fleiss erhalten. Nun entluden sich all die aufgestauten Emotionen, die durch die harte Arbeit der vergangenen Zeit, die Spannung und die Freude unendlich gross wurden. Zusammen mit der Müdigkeit und eben diesen Emotionen, löste die frohe Nachricht über die gute Note eine Freude aus, die manch einen sogar zu einer erlösenden, erschöpften und glücklichen Träne rührte. Das ganze Fest war dermassen von Emotionen und persönlichen Erlebnissen geprägt, dass sich nun gestandene Mannen und Frauen mit feuchten Augen in die Arme sanken und sich beglückwünschten.
Das Wochenende fand nun langsam seinen Ausklang. Die Wäseler machten sich nun gemächlich auf nach Saanen und anschliessend zum Car. Unser super Cauffeur war wohl einer der wenigen, die die ganze Fahrt über die Augen offen halten konnten. Im Rössli Wasen gesellten sich anschliessend die bereits am Samstag heimgekehrten Jodler und Freunde wieder dazu. Hier konnten wir dieses würdige Fest ausklingen lassen, im Kreise unseres neuen Zuhauses.
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